Optische Entgleisung oder spannender Effekt?
In der Mode kommt alles wieder. Eine „alte“ Weisheit, die so auch im Webdesign gilt. Schauen wir uns aktuelle Trends an, läuft uns immer öfter ein alter Bekannter über den Weg: der Farbverlauf.
Lange Zeit war er aus dem Netz verbannt. Zu sehr erinnerten die bunten Farbspielereien an grausige Websites aus den 90ern sowie an noch grausigere Power-Point-Präsentationen (nur echt mit Hintergrundmusik und sich drehenden Buchstaben im Übergang).
Der Trend entwickelte sich deshalb erstmal in Richtung monochromer Farbschemata. Eine klare Abgrenzung, gerne zusätzlich unterstrichen durch die bald allgegenwärtige Kachel, bestimmte lange Zeit in verschiedenen Varianten das Aussehen des Internets.
Warum kehrt der Farbverlauf zurück?
Designer lieben es, Mittel und Wege auszuloten, für bekannte Techniken neue Einsatzzwecke zu finden. Das gilt selbstverständlich auch für den Farbverlauf. Ein Trend, der nicht nur in der Webgestaltung um sich greift, sondern auch vor Logos, Bannern, Druckprodukten und sogar der Raumgestaltung keinen Halt macht.
Vorbild ist die Natur. Denn hier kommen die sanften Übergänge fast überall vor. Angefangen beim Sonnenaufgang über Blätter im Herbst bis zu den Fellen, Schuppen und Panzer aller möglichen Tiere begegnen wir dem Farbverlauf bei zahlreichen Gelegenheiten. Unser Auge, unser Gehirn, unser ästhetisches Empfinden begreift diese Übergänge als schön und ansprechend. Und damit als nachahmenswert.
Einsatz von Farbverläufen
Do´s – So setzen Sie Farbverläufe richtig ein
- Im modernen Design kommt der Farbverlauf meist als Akzent zum Einsatz. Aber auch flächige Verläufe, beispielsweise im Hintergrund, werden gerne genutzt. Allerdings deutlich subtiler als früher, mit gedeckten Farben und sanften Verläufen.
- Beliebt ist der Farbverlauf im Call to action. Hier lenkt er die Aufmerksamkeit gezielt auf die Stelle, die der Nutzer anklicken soll.
- Ähnlich funktioniert er in Überschriften. Er kommt unter anderem zum Einsatz, um ein bestimmtes Wort zu unterstreichen. So lassen sich Marken kommunizieren, Vorteile hervorheben oder der Preis in den Vordergrund rücken.
- Ebenfalls gut macht sich ein Farbverlauf auf klickbaren Flächen. Ob Button oder Kachel ist dabei egal. Im Zusammenspiel mit einem Hoover- oder Animationseffekt gewinnt der optische Reiz zusätzlich an Wirkung.
Dont´s – Das sollten Sie bei Farbverläufen auf keinen Fall machen
- Wie immer bei einem Hype gilt: er ist irgendwann vorbei. Wer sein Seitendesign also nicht von aktuellen Trends bestimmen lassen will (und ein zeitnahes Redesign scheut), der ist mit einem klassischen Aufbau besser beraten. Schwarz, Weiß und als Akzent die Unternehmensfarbe(n) gehen praktisch immer.
- Designer sollten auch darauf verzichten, ganze Websitegestaltungen mit Farbverläufen zu überladen. Denn mehr ist, wie so oft, nicht immer besser. Es gibt nur wenige Websites, die davon profitieren würden, den Nutzer mit einer Farbflut zu überlasten. Wer verkaufen, begeistern oder überzeugen will, sollte es dezenter angehen.
- Ein optisch harmonischer Farbverlauf gewinnt immer gegen einen aggressiven. Die verwendeten Farben sollten deshalb auf dem Farbrad möglichst nah beieinanderliegen. Komplementärfarben „beißen“ sich hingegen oft. Der Übergang wirkt grau, unsauber und wenig ansprechend. Hier kann es helfen, eine dritte Farbe hinzuzufügen, um einen sauberen Übergang zu erzeugen.
Farbverläufe als Designelement
Der Farbverlauf feiert ein großes Revival und wird uns so schnell nicht mehr verlassen. Zu spannend sind seine Einsatzmöglichkeiten für (Web)Designer, zu umfassend die kreativen Freiräume und Möglichkeiten, die sein Einsatz bietet. Und richtig verwendet, weiß er auch optisch zu überzeugen. Mit sanften Übergängen wirken Hintergründe oder Flächen natürlicher und als Akzent kann der Fokus des Betrachters gezielt gelenkt werden. In den Händen eines kreativen Designers stellt er damit ein wichtiges Tool dar, dass in keinem Werkzeugkasten fehlen sollte.